Die große Wirtschaftskrise bahnt sich an

Von Gerulf Stix

Ein schon längst verstorbener Unternehmer, der im Zweiten Weltkrieg als Gebirgsjäger in Narvik gekämpft hatte, sagte vor gut fünfzig Jahren zu mir: „Junger Mann, Sie wissen nicht, wie wenig der Mensch zum Leben braucht.“ Er hatte recht damit. Jetzt erfahren wir diese Weisheit als matten Abglanz in der hysterisch orchestrierten Corona-Pandemie aufs Neue. Ja, es braucht wenig zum Leben. Jedoch ist unsere neuzeitliche Wirtschaft nun einmal auf Massenkonsum und hoch spezialisierter Arbeitsteilung aufgebaut. Beides bewirkt, dass Abermillionen von Menschen von ihrem Erwerbseinkommen leben müssen, egal „wie wenig sie zum Leben brauchen“. Das betrifft sowohl Arbeitnehmer als auch Selbstständige. Wie viele der Künstlerinnen und Künstler, der Theaterleute und Musiker, der Kabarettisten und Tänzerinnen sind selbstständig! Viele von ihnen leben buchstäblich von der Hand in den Mund. Da entscheiden oft ein paar Bühnenauftritte über Erfolg oder Misserfolg, über plötzlichen Reichtum oder einem Versinken ins Nichts. Ähnlich ergeht es den Veranstaltern. Von den durch Verbote geschlossenen Restaurants, Beherbergungsbetrieben und dem Tourismus insgesamt ganz zu schweigen. Die Abgrenzung zu den selbstständigen Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmungen ist fließend. Wer weiß denn schon, dass beispielsweise in der Schweiz ein Drittel der 200.000 Selbstständigen, die meisten davon KMU (Kleine und Mittlere Unternehmen) angesichts der Corona-Krise um das wirtschaftliche Fortbestehen bangen? Insgesamt kostete die Corona-Krise die Schweiz bisher 138 Milliarden Franken; in Österreich mit Stand November ca. 38 Milliarden €.[1] In Deutschland, ja in ganz Europa sind die Selbstständigen ähnlich arg betroffen. Mit dem dritten Lockdown ging das finanzielle Desaster in Österreich in die Verlängerung.

In Österreich machen die rund 350.000 KMU etwa 99 % aller Unternehmen aus. Sie stehen für rund 2 Millionen Beschäftigte und gut 500 Milliarden € Umsatz. Geschätzte 25 % dieser Unternehmungen stehen kurz vor der Pleite! Sehr viele müssten längst ihre Insolvenz anmelden. Aber diese Pflicht wurde durch Verlängerung hinausgeschoben. So wird die Pleitewelle erst in Wochen und Monaten wie eine Lawine über uns hereinbrechen.

Massiv ansteigende Arbeitslosigkeit

Wenden wir uns den Millionen Arbeitnehmern zu. Ihnen drohen Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit. Die Zahl der Arbeitslosen oder in AMS-Schulung Befindlichen betrug allein in Österreich im Jänner 2021 fast 600.000. Hinzu kamen die Arbeitnehmer in Kurzarbeit mit über 400.000. Zusammen müssen also in diesem Winter rund 1.000.000 unselbstständig erwerbstätige Menschen in Österreich ohne oder mit einem stark reduzierten Einkommen das Auslangen finden. Leider stieg gleichzeitig der Anteil der Langzeitarbeitslosen bis auf ein Drittel aller Arbeitslosen. Ebenso ist die Dauer der Arbeitslosigkeit massiv angestiegen.

Zur Kurzarbeit muss gesagt werden, dass diese durch staatliche Stützung und staatliches Regelwerk ihrerseits andernfalls platzgreifende Kündigungen verhindert. Sie ersetzt aber nur teilweise und nur auf begrenzte Zeit ein durch sonstige Kündigung entfallendes Arbeitseinkommen. Nur eine kurze Krise kann so überwunden werden. Anders gesagt: Als an sich gutgemeinte Maßnahme vermag Kurzarbeit den Anstieg der Arbeitslosigkeit bestenfalls zu bremsen. Auch hier gilt der alte Spruch: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Und das Aufschieben geschieht staatlicherseits durch Verteilung der finanziellen Last auf alle Steuerzahler, in der konkreten Situation durch eine rasch steigende Staatsverschuldung. Dazu später mehr.

Alles in allem genommen müssen wir in den kommenden Wochen sowohl mit rasant steigender Arbeitslosigkeit – nur vorübergehend gemildert durch die übliche Frühjahrsbelebung – wie auch mit einer gewaltigen Pleitewelle rechnen. Beides wurde durch die unnötigen Null-Stellungen des Wirtschaftslebens infolge eines hysterischen Handelns der meisten europäischen Regierungen, insbesondere der österreichischen türkis-grünen Regierung, bewirkt.

Geldschwemme statt Sparkurs

Vorweg sei etwas Positives erwähnt. In früheren Wirtschaftskrisen, markant in der großen Weltwirtschaftskrise 1929, hatte die Wirtschaftspolitik auf harten Sparkurs umgeschaltet. Aus den damit gemachten schlechten Erfahrungen hat man nach und nach gelernt. Diesmal wurde einfach der Geldhahn aufgedreht. Nicht nur wurden durch Gesetze Steuerschulden und Bankkredite verlängert; auch Insolvenzanmeldungen usw. wurden hinausgeschoben und Vergütungen für Kurzarbeit feilgeboten. Zum Ausgleich für rapide schrumpfendes oder überhaupt nicht vorhandenes Eigenkapital wurden unter verschiedenen Titeln verlorene Zuschüsse für entfallende Umsätze usw. an die Firmen bezahlt. Abgesehen von dabei auftretenden bürokratischen wie politischen Mängeln aller Art, besonders bei der Auswahl bevorzugter Sparten, hatten und haben die Staaten das Geld für diese Ausgleichsaktionen gar nicht. Sie liehen es sich einfach aus und nahmen die infolgedessen stark steigenden Schulden auf sich. Auch dazu werden hier noch später wichtige Bedenken angemerkt werden. Doch wie auch immer, vorerst wurde der regierungsseitig verordnete (!) Stopp des Wirtschaftslebens durch diese Geldverteilungsaktionen einigermaßen abgefangen. Das geht erstens nur halbwegs gut und zweitens nur für kurze Zeit. Niemals eignet sich dieses Rezept, um lang andauernde Stilllegungen der Wirtschaft auszugleichen. Genau das freilich wurde praktiziert!

Überflüssig wie ein Kropf: die Null-Stellung der Wirtschaft

Man halte sich vor Augen: Durch die Regierungen wurde der Wirtschaft befohlen, ihre Tätigkeit einfach einzustellen, sozusagen den „Laden dicht zu machen“. Dafür gab und gibt es verschiedene Geldentschädigungen. Überspitzt ausgedrückt: Nicht-Leistung wurde und wird mit gedrucktem Papiergeld (oder digitalen Geldgutschriften) bezahlt. Dass sich das nicht ausgehen kann, sagt einem der Hausverstand; großen Fachwissens bedarf es dazu gar nicht. Hinzu kommt, dass diese Null-Stellung der Wirtschaft (Shutdowns bzw. Lockdowns) gegen Geldversprechungen nicht bloß einmal, sondern gleich mehrmals, und zwar für mehrere Wochen angeordnet wurde. Grenzsperren und Reisebeschränkungen „sicherten“ diese Vorgehensweise ab. Der somit aufgestaute Zusammenbruch vieler Unternehmen wird uns mit Sicherheit in naher Zukunft einholen. Begonnen hat er bereits.

An anderer Stelle wurde bereits dargelegt, dass diese ausgedehnten Stilllegungen der Wirtschaft sachlich nicht gerechtfertigt werden können, sondern eine Folge der leider allgemein grassierenden Pandemie-Hysterie waren und sind.[2] Nur ganz wenige Länder wie beispielsweise Schweden haben vorexerziert, dass man auch ohne Lockdowns und Shutdowns der Corona-Pandemie Herr zu werden vermag. Entgegen der medial breit lancierten Meldung, der zu Folge der schwedische König den „schwedischen Weg für gescheitert“ erklärt hat, ist diese seine persönliche Meinung unrichtig. Die jüngsten offiziellen Zahlen widerlegen des Königs Meinung. Bei den Corona-Toten steht Schweden per Mitte Dezember 2020 auf dem 13. Rang der Staaten. Schweden hat sehr wohl Maßnahmen gegen die Pandemie ergriffen, doch niemals die Wirtschaft auf null gestellt.

Globalisierte Krise mit Ausnahmen

Die Wirtschaftskrise wird globale Ausmaße annehmen. Europa, Russland, Südamerika und die USA werden davon besonders betroffen sein. Eine Ausnahme bildet die ostasiatische Freihandelszone – die größte der Welt – mit China in ihrer Mitte. Dort hat man erstens die Pandemie rasch in den Griff bekommen und zweitens einen riesigen neuen Markt geschaffen, der sich gut entwickelt und teilweise sogar boomt. Das wird in Europa auch jenen Firmen helfen, die stark auf ostasiatische Märkte gesetzt haben, besonders den Exportfirmen. Allen anderen wird die sich anbahnende Weltwirtschaftskrise schwer zu schaffen machen.

Der Zeitpunkt der Krise wird je nach Branche unterschiedlich eintreten. Es sollte auch nicht übersehen werden, dass auf den Ozeanen noch Millionen Tonnen von Waren schwimmen, weil den Frachtschiffen durch Hafen-Sperren das Löschen der Ladungen verunmöglicht wurde. Und im Weihnachtsgeschäft gab es regelrechte Rabatt-Schlachten, weil die Firmen ihre Lagerbestände auch unter Verlusten abstoßen wollten. Diese Methode setzte sich im Jänner 2021 fort.

Österreich erzielt sein Bruttosozialprodukt (BSP) grob zur Hälfte (!) aus seiner Verflechtung mit der Weltwirtschaft. Die österreichische Wirtschaftspolitik hat es infolgedessen nur teilweise überhaupt in der Hand, der Wirtschaftskrise gegenzusteuern. Ähnliche Wirtschaftsverflechtungen treffen übrigens auch die schwedische Wirtschaftspolitik, obgleich Schweden als Land ohne Corona-Hysterie nie einen Shutdown der Wirtschaft erlebt hat. Daher wird auch die schwedische Wirtschaft Schäden erleiden. Im Falle Österreichs kommen außer der allgemeinen weltwirtschaftlichen Verflechtung noch besondere Erschwernisse hinzu. Zum einen litt der gesamte Tourismus nicht nur unter dem dritten Shutdown, sondern zusätzlich unter den Corona-Grenzschließungen und den Flugverboten. Zum anderen und zusätzlich zur Corona-Hysterie trifft viele Zulieferbetriebe in Österreich der ideologisch, hauptsächlich „grün“ bedingte Kampf gegen den Verbrennungsmotor und damit massiv gegen die in der Welt führende deutsche Autoindustrie. Ob die allgemein forcierte Bevorzugung des Elektro-Autos wirklich dem Klimaschutz dient, bleibe vorerst dahingestellt. Sicher ist das keineswegs. Umgekehrt schadet die abrupte Verteufelung des Verbrennungsmotors sicherlich direkt der Wirtschaft. So wirkt sich diese Koinzidenz besonderer und allgemeiner Schwierigkeiten, die die Wirtschaft belasten, krisenverschärfend aus. Außerdem kommt die Krise der gesamten Luftfahrt und damit der Urlaubsreisen hinzu. Das Thema Klimawandel, der nicht wegzuleugnen ist, mit seinem Für und Wider wird im nächsten Genius-Brief behandelt werden.

Freilich gibt es auch Branchen, die in der Corona-Pandemie florieren. Dazu zählen besonders der Versandhandel, der Pharma- und Medizintechnik-Bereich sowie der Pflegebereich im weitesten Sinn. Ausdrücklich muss die Bauwirtschaft erwähnt werden, und zwar in doppelter Hinsicht. Bekanntlich wurden nach kurzem Anfangsschock bei den Firmen praktisch alle Baustellen offen gehalten. Arbeitslos wurden nur jene Bauarbeiter, die durch die Grenzschließungen von ihren Baustellen abgeschnitten wurden. Darüber hinaus wurde die Bauwirtschaft von dem Abwürgen der übrigen Wirtschaft kaum sonderlich betroffen. Sie floriert. Ungewollt wurde die Baubranche so zum Beispiel dafür, dass keine Notwendigkeit für die Null-Stellung der meisten Wirtschaftsbereiche bestand! Denn die Baustellen ebenso wie die Unterbringung vieler Bauarbeiter auf engem Raum wären regelrechte Hotspots für Covid‑19-Ansteckungen! Hat man da jemals etwas von sogenannten Clustern gehört?

Auch sind alle Pensionisten begünstigt, gleichgültig ob mehr oder weniger betucht; desgleichen die Beamten.

Die ausufernden Staatsschulden werden uns als zweite Welle überrollen

Die erste Welle sind Arbeitslosigkeit und Firmenpleiten. Sie baut sich jetzt schon auf und rollt unerbittlich auf uns zu. Die zweite Welle als Geldflut aus heute zur Pandemie-Bekämpfung eingegangenen Staatsschulden sowie aus sorgloser Schuldenpolitik dafür bekannter Staaten in jüngerer Vergangenheit wird erst in etwa einem Jahr oder noch später über uns hereinbrechen. In den nächsten Monaten wird die zwangsläufig eingesparte Kaufkraft noch auf große Warenlager stoßen, die mit Rabatten feilgeboten werden. Zum besseren Verständnis der später wie eine Lawine auf uns alle hereinbrechenden Inflation muss hier ein wenig ausgeholt werden.

Wenn die Menge an Papiergeld (und Kontogutschriften) sowie an produktiven Krediten ständig und stark die Menge an Waren und Dienstleistungsumsätzen übersteigt, wird Inflation entstehen. Wichtig dabei ist der Zeitpunkt, an welchem dieser Überschuss aus künstlich geschaffenem Geld als konkrete Nachfrage auf den Markt drängt, anstatt von den Geldbesitzern zurückgehalten, also behalten zu werden. Beispiel für letztere Variante ist derzeit Japan. Obwohl es mit Staatsschulden von weit über 200 % seines Bruttosozialprodukts (BSP) an der Spitze aller verschuldeten Länder steht, weist es bislang keine nennenswerte Inflation auf. Grund dafür ist die Tatsache, dass die meisten Besitzer von Staatsschuldverschreibungen selbst Japaner sind, die die Papiere behalten. Die Staatsschulden nehmen quasi den Charakter von Kapital in den Händen von Staatsbürgern an! Aber das ist eine praktisch einmalige Situation.

In den übrigen Weltteilen befinden sich die Staatsverschreibungen der meisten hochverschuldeten Staaten in den Händen international gestreuter Anleger. Diese werden nicht zögern, die Papiere auf den Markt zu werfen, wenn ihnen die Sache „zu heiß“ wird.

Dann wird es zu einer allgemeinen Inflation kommen. Eine Teilinflation spiegelt sich jetzt schon in den unverhältnismäßig hohen Kursen für Aktien, Immobilien und für Edelmetalle wider. Die großen Fonds verteilen das Risiko auf zahlreiche Anleger.

Die üble Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB)

Im Europa der €-EU müssen die verhängnisvollen Aktivitäten der EZB beleuchtet werden. Schon unter ihrem Chef Draghi setzte sich die EZB über das Maastrichter Verbot, die Staaten einfach über die Notenbanken (Zentralbanken) mit frisch gedrucktem Geld zu finanzieren, hinweg, indem Draghi einfach auf dem Sekundärmarkt den Banken jene Staatsschuldverschreibungen abkaufte, die diese zuvor ihren Regierungen abgekauft hatten. Die Nachfolgerin von Draghi, Madame de Lagarde, setzt nun diese Politik fort. Nicht nur bekennt sie sich zu dem von Draghi strapazierten Motto What ever it takes, sondern hat die Mittel für dieses Schulden-Aufkaufprogramm sogar noch aufgestockt. Inzwischen wurden bzw. werden rund 2 Billionen € in dieses Aufkaufprogramm gesteckt. Können Sie sich vorstellen, wieviel 1 Billion ist? Nicht weniger als eine Zahl mit zwölf Nullen: 1.000.000.000.000,–. Für menschliche Begriffe schier unvorstellbar, aber mathematisch einwandfrei zu rechnen. Über die EZB – sie wurde dabei vom EuGH gedeckt, hingegen vom deutschen Bundesverfassungsgerichtshof vorsichtig getadelt – wurden bzw. werden also die hochverschuldeten Staaten Europas mit gedrucktem Zentralnotenbankgeld in Höhe von rund 2.000.000.000.000,– € finanziert. Flankiert wird das Ganze durch Null- bzw. Negativ-Zinsen. Dass der sogenannte Westen akkordiert vorgeht, beweist die amerikanische FED, die ein ähnliches Anleihenaufkaufprogramm wie die EZB durchführt.

Hier nur eine Auswahl besonders hochverschuldeter und zum Vergleich ein paar niedrig verschuldete Staaten Europas (die Zahlen stammen aus der Kronen-Zeitung vom 11. Jänner 2021) in Prozent des Brutto-Inlandsprodukts:

  • Österreich — 84,2 %
  • Deutschland — 71,2 %
  • Griechenland — 207,1 %
  • Spanien — 120,3 %
  • Frankreich — 115,9 %
  • Italien — 159,6 %
  • England — 104,4 %
  • Niederlande — 60,0 %
  • Schweden — 39,9 %

Für Ende 2021 schätzt der Fiskalrat die Schulden Österreichs auf 85 % des BSP, dabei wahrscheinlich etwas zu optimistisch.

Es zeigt sich bei den obigen Beispielen ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Der durchschnittlich reichere Norden finanziert den ärmeren Süden Europas. Das Thema Griechenland beherrschte bekanntlich monatelang die Medien. Auch die Genius-Lesestücke befassten sich häufig mit der „gottähnlichen“ Finanzherrschaft.[3] Was die EU in der Corona-Krise aus dem EMS – dem alle europäischen Parlamente zugestimmt und damit sich selbst finanzpolitisch total entmachtet haben – jüngst erst machte, wird gleich anschließend behandelt werden.

Übrigens sind auch die USA zu 129,7 % ihres BSP per Ende 2020 verschuldet.

Die EU schwingt sich zum Finanzherrscher auf

Entgegen dem geltenden Regelwerk, das der Europäischen Union (EU) verbietet, selbst als Gesamtschuldner aufzutreten, hat diese jüngst 750 Milliarden € aufgenommen, um diese unter dem Titel Corona-Hilfe an die Mitgliedstaaten zu vergeben – teils als nichtrückzahlbare Kredite, teils gleich direkt als Zuschüsse. Die Einzelheiten dazu finden sich in einem Genius-Lesestück von Prof. Dr. Eberhard Hamer.[4]

In Ziffern ausgedrückt sind 750 Milliarden: 750.000.000.000,–. Hinzu kommen die Target-Salden. Zusammengenommen mit der durch die EZB ausgelösten Geldflut wurden und werden allein in Europa mehrere Billionen an € in Bewegung gesetzt, um die Aktionen der Regierungen geldlich zu flankieren. Man erinnert sich unwillkürlich an die derbe Redewendung: „Mit vollen Hosen ist gut stinken.“ Das Lob für ihre Aktivitäten heimsen die Regierungen ein, aber die Zeche dafür müssen die Steuerzahler in Zukunft begleichen, und zwar sehr bitter. Der US-Kongress stimmte übrigens im Dezember 2020 einem dem europäischen Corona-Paket im Ausmaß ähnlichen Konjunktur-Paket von 900 Milliarden $ zu. Der Westen marschiert sozusagen im Gleichschritt.

Um die Bedeutung der Finanzwirtschaft zu beleuchten, sei hier noch eine Zahl genannt: Nach Berechnungen der OECD beträgt das Volumen der globalen Finanzwirtschaft rund das Vierfache der globalen Realwirtschaft! Dieses Ausmaß der Geldwirtschaft gegenüber der Realwirtschaft veranschaulicht indirekt die über uns schwebende Gefahr einer enormen Geldinflation. Wir leiden in der EU wie global unter der „normativen Kraft des Faktischen“.

Die ungleiche Vermögensverteilung – Der Mittelstand zerbröselt

Die Zeitungen sind seit Langem voll von Darstellungen der wirklich ungleichen Vermögensverteilung. Wie wirkt sich diese auf die uns allgemein treffende Inflationswelle aus? Ein angenommenes Zahlenbeispiel möge auch hier die realen Verhältnisse veranschaulichen: Wenn jemand ein Vermögen von 100 Millionen und ein anderer daneben nur eines von 100.000 besitzt, aber beide, sagen wir mal, 90 % ihres Vermögens verlieren, dann ist die erste Person mit 10 Millionen nach dem Verlust von 90 % ihres Vermögens immer noch Multimillionär und kann sich mit dem Restvermögen ganz gut rühren. Die zweite Person hingegen wird mit ihren dann nur mehr 10.000 nicht mehr sehr weit kommen. Dieses mathematisch nicht zu widerlegende Phänomen ist leider eine Gesetzmäßigkeit und somit in der Wirklichkeit des Lebens real. Dagegen helfen keine utopischen Träumereien von der „Gleichheit aller“. Wo überall diese Gleichheits-Utopien in der Welt umgesetzt wurden, oft sogar gewalttätig, ja blutrünstig, sind sie langfristig an eben dieser Gesetzmäßigkeit gescheitert. Bestenfalls haben die Personen oder die Namen der Reichen – einige sind in der Versenkung verschwunden – gewechselt, die ungleiche Vermögensaufteilung hat sich unter anderen Vorzeichen letzten Endes doch wieder herausgebildet. Darüber ließe sich lange philosophieren.[5]

Wer auch nach großen Vermögensverlusten noch flüssiges Geld besitzt, darunter viele Fonds, kann auf Schnäppchenjagd gehen. Er wird Firmen billig einkaufen, günstige Beteiligungen an sich reißen und Start-ups, die in die Pleite gehen, für einen Pappenstiel aufkaufen. Kurz und gut, wer halbwegs liquide ist, wird in produktives Sachkapital investieren und damit langfristig zu den Inflationsgewinnern zählen.

Wesentlich schwerer haben es die kleinen und mittleren Sparer. Ihr Erspartes besteht, wie fast bei jedem Beginn des Ansparens, aus Geldvermögen auf Konten bzw. Staatsschuldverschreibungen in unterschiedlicher Zusammensetzung. Ihre Ersparnisse werden von einer Geldentwertung, von Schuldenschnitten und sogenannten Währungsreformen voll getroffen. Die kleinen Sparer besitzen keine überschüssige Liquidität, um in produktives Sachkapital flüchten zu können, es sei denn, sie haben schon vorher beim Ansparen darauf geachtet.

Weil die Verhältnisse zwischen mehr oder weniger Vermögenden so sind, werden in der Inflation, die auf uns zukommt, mehrheitlich die Großen noch größer, während die Kleinen ihre Geldersparnisse großteils verlieren werden. Der sogenannte Mittelstand wird durch massive Geldentwertung und Insolvenzen wegen Kapitalmangel zwischen den Armen und den Reichen zerbröselt werden. Das wird für sehr viele Menschen so kommen; Ausnahmen bestätigen die Regel.

Papier für nichts

Entgegen den von den Medien häufig gebrachten Beschönigungen der Wirtschaftsentwicklung seitens offiziell bestellter Wirtschaftsexperten stehen uns wirtschaftlich sehr schwere Zeiten bevor. Es gibt hochrangige Wirtschaftsexperten, die sehr wohl eine schwere Wirtschaftskrise vorhersagen. Aber in den Mainstream-Medien werden diese warnenden Experten klein gehalten oder einfach weggeblendet.

In der sich bereits anbahnenden Wirtschaftskrise werden viele Existenzen vernichtet werden und Abermillionen Menschen als Arbeitslose nicht wissen, wie sie sich und ihre Angehörigen durchbringen sollen. Auch einige allgemein hochgelobte Riesenvermögen werden sich als Scheinvermögen, letztlich als Seifenblase entpuppen.[6]

Über mögliche Absichten, die hinter dieser durch kollektive Hysterie ausgelösten Wirtschaftskrise stehen, lässt sich nur mutmaßen. Abgesehen von der Möglichkeit, dass diese Krise nur „passiert“ ist, erscheint es denkbar, dass ein paar Leute mit sehr großer Liquidität, so nach dem Goethe-Gedicht: „Halb zog sie ihn, halb sank er hin…“, ihre kommende Schnäppchenjagd nach „erfolgreich“ gemanagter Pandemie schon einkalkuliert haben. Mehr Gewicht kommt schon jenen Überlegungen zu, die einem stagnierenden Wirtschaftswachstum am bequemsten zu einer neuerlichen Belebung verhelfen wollen, indem das Wirtschaftsleben für einige Zeit einfach auf null zurück gedreht wird. Auch die Alternative eines groß angezettelten Krieges, in welchem Zehntausende arbeitsloser junger Männer an den Fronten einfach verheizt und die Rüstungsumsätze in gigantische Höhen katapultiert werden, sollte in Betracht gezogen, aber ihrer Brutalität wegen besser nicht weiter verfolgt werden. Wie schon gesagt, sind das bloße Mutmaßungen, die richtig sein können oder auch nicht.

Das in unvorstellbaren Mengen gedruckte, teils digitalisierte Geld sowie Kreditsummen, die niemals zurückgezahlt werden können, werden in naher Zukunft unser reales Wirtschaftsleben überfluten. Die ursprünglich gut gemeinten staatlichen Hilfszahlungen aller Art werden dieses Desaster am Ende noch verschlimmern, weil sie die meisten Staaten in eine riesige, mit normalen Mitteln nicht zu bewältigende Überschuldung treiben. Die Tatsache bleibt: Papier-Geld für nichts, für null Wirtschaftsleistung! Das wird sich an uns allen rächen. Doch wie es schon Friedrich Schiller in seinem „Wilhelm Tell“ den Attinghausen sagen ließ: „Das Alte stürzt. Es ändern sich die Zeiten. Und neues Leben blüht aus den Ruinen …“ Ja, aus den Wirtschaftsruinen wird neues Leben erblühen – freilich auf andere Weise und mit anderen Menschen als heute. Bis dahin werden vor allem die jüngeren Generationen, die jetzt in Ausbildung oder Erwerbsleben stehen, am eigenen Leib erfahren, „wie wenig der Mensch zum Leben braucht“.

Anmerkungen

[1] Zahlen aus der NZZ vom 28. u. 29. November 2020 sowie aus der „Presse“ v. 10. Dezember 2020.

[2] Vgl. die Genius-Briefe vom April, Oktober und Dezember 2020.

[3] Vgl. den Genius-Brief „Eine gottähnliche Finanzherrschaft wird vorbereitet“ vom 1. Dezember 2011, Lesestück Nr. 1 „ESM: Die Abschaffung der Demokratie!“

[4] Vgl. Eberhard Hamer, „Endspiel des Turbokapitalismus“, Genius-Brief vom Sept.–Okt. 2020, Lesestück Nr. 2.

[5] Vgl. Gerulf Stix, „Freiheit und Gleichheit – Ein innerer Gegensatz“, im Buch NATIONAL – LIBERAL – GLOBAL, Edition Genius, Wien 2020, S. 336 ff.

[6] Vgl. Gerulf Stix, „Warum der Börsenwert kein Wert ist“, Genius-Brief vom Sept.–Okt. 2015, Lesestück Nr. 4.

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Bildquelle:

  • recession-5124813_1280: Elchinator via Pixabay

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