„Ungarn, Freiheit und Liebe“

Elmar Forster hält ein Plädoyer für eine verleumdete Nation: Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried, 280 Seiten, ISBN 978-3-87336-718-0, 17,80 Euro

Eine Buchbesprechung von Bernd Stracke

Der Titel (und wohl auch die seiner ungarischen Frau geltende besondere Seite-5-Widmung) zeigen uns, dass Elmar Forster dieses Buch mit Herzblut geschrieben hat. Aber das ist nicht alles, was sein Werk so lesens- und empfehlenswert macht: Der 1962 in Bregenz Geborene hat in Innsbruck und Berlin Geschichte und Germanistik studiert, hat die Lehramtsprüfung abgelegt und sein Studium mit Doktorat abgeschlossen. Er darf also mit Fug und Recht auch als Historiker bezeichnet werden. Neben der Tatsache, dass Forster als Auslandslektor in Ungarn, in Tschechien, in der Slowakei und seit 2009 auch wieder in Österreich unterrichtet(e) und zweifellos dadurch zu einem Kenner dieser Länder wurde, verraten uns seine jeweils präzise zum Text platzierten Zitate verstorbener und lebender Größen der Menschheit, seine umfangreichen Primär- und Sekundärliteraturhinweise sowie seine 579&nsbp;Fußnoten eine außerordentliche Belesenheit, ein extrem gründliches Vorgehen als Autor und ein tiefes Verständnis für historische, politische und gesellschaftliche Zusammenhänge quer über die Epochen hinweg. Wir treffen also bei ihm in Summe auf eine Fülle von Qualitäten, wie man sie heute nicht mehr oft findet. Dass Forster, als Auslandsösterreicher in Ungarn lebend, dort zwei Weinberge bewirtschaftet, darf uns vermuten lassen, dass ihm Gelassenheit, tiefgründiges Sinnieren und ab und zu ein Blick aus der Vogelperspektive nicht fremd sein dürften.

In erster Linie geht es dem Autor darum, die unglaubliche Fülle und die Intensität an Verleumdungen aufzuzeigen, denen die Ungarn und ihr langjähriger Ministerpräsident Viktor Orbán seit Jahr und Tag ausgesetzt sind. Wenn sich der ungarische Präsident dem allerheiligsten aller Codes, der Political Correctness, widersetze, nähmen Mainstream-Journalunken gleich pauschal sein ganzes Volk, das ihn gewählt hat, aufs Korn: „Ceterum censemus Hungarian esse delendam“, laute, in Anlehnung an Cato den Älteren, der vereinigte mediale Schlachtruf.

Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten?

Mitunter muss Forster zwangsläufig auch in die Vergangenheit ausholen. Im Kapitel „Neokonservativer antipluralistischer Backslash“ dröselt der Autor die Perioden der Adenauer-Kiesinger-Ära (1949–1969), die Übergangsperiode von 1968 bis zum Ende der 80er-Jahre unter Brandt/Schmidt/Kohl und die Ära des „Merkelschen Hyper-Toleranz-Pluralismus“ bis zur Flüchtlingskrise 2015 auf, die Forster in seinem Buch übrigens hartnäckig „Refjutschie-Crisis“ nennt, und in der sich innerhalb von etwa zwei Generationen der Aufstieg und der beginnende Niedergang der pluralistisch-relativierenden Toleranz-Ideologie namens Political Correctness vollzogen habe. Durch ein „Wolf-im-Schafspelz-Paradoxon“ habe man lange nicht erkannt, dass sich „der Gutmenschen-Toleranz-Pluralismus kontraproduktiv in einen Totalitarismus verwandelt hatte“, was Forster an Adorno denken lässt: „Ich fürchte mich … vor der Rückkehr der Faschisten … in der Maske der Demokraten“.

Im Nachkriegs-Europa habe sich der pluralistische Toleranzdiskurs mit erfolgreicher Reaktivierung des Schuldkomplexes durch andauernden Verweis auf die geradezu irdischen Höllen in den NS-Konzentrationslagern oder den Gulags des Imperialismus durchgesetzt. Am Ende dieses kulturdekadenten Prozesses habe sich der Mea-Culpa-Schuldwahn in Form einer geistigen Umerziehung und einer fast perfekten Gehirnwäsche im europäischen Kollektivgedächtnis breitgemacht. Daraus resultiere „ein geradezu abartig vorauseilender Minderheiten-Wiedergutmachungskomplex bis hin zu masochistischen Kultur-Selbstauslöschungs-Phantasien.“

Wenig Vertrauen scheint Forster auch in Großbritannien zu haben: Bereits beim Wiener Kongress habe sich eine europafeindliche britische Politik abgezeichnet, die seither für das Schicksal Europas bestimmend sei (Vgl. auch Genius 2017–08 „Dem Brexit gingen tausend Jahre englischer Verrat an Europa voran“). Großbritannien habe die Friedenspläne des Wiener Kongresses abgelehnt und sich auch aus der Wiener Allianz zurückgezogen, habe als Kolonialmacht seine imperialistische Ideologie des British Empire auf Europa ausgedehnt, habe auch schon früh mit den Vorbereitungen zum Ersten Weltkrieg begonnen und bewusst die Zerstörung der europäischen Mitte anvisiert. Mittlerweile hätte sich anhand vieler neuerer Publikationen bestätigt, dass die Deutschland und Österreich-Ungarn zugeschobene Alleinschuld am Ersten Weltkrieg eine Geschichtslüge sei. Später hätten die USA die Rolle des untergehenden britischen Weltreiches übernommen.

Die Beendigung der Teilung Europas sei, so resümiert Forster, der ja immerhin wie gesagt auch Historiker ist, vom Westen nicht gewollt gewesen, insbesondere nicht die deutsche Wiedervereinigung. Die Befreiung von Fremdherrschaft und Kommunismus sei – auf eine beispielhafte vorangegangene Initiative Ungarns hin – von den Völkern alleine erfolgt. Für viele unverständlich bleibt laut Forster, warum die vom Baltikum bis Jugoslawien durch Europa gehende Selbstbestimmungswelle sowohl an Ungarn als auch an Südtirol vorüberging, und warum die Kommentare und Ratschläge namhafter Völkerrechtler wie Felix Ermacora, Guy Héraud, Otto Kimminich und Theo Veiter nicht gehört wurden.

„Der Westen fällt, während Europa nicht einmal seine Besetzung bemerkt“

Zahlreiche von Forster in bester Historikermanier zusammengetragene und penibel katalogisierte O-Töne von Viktor Orbán zeigen, dass der ungarische Premier u. a. über ein fundiertes historisches Wissen verfügt, von dem das häufig plagiatgeschüttelte und zahlloser Fake-News überführte Polit-Establishment sowie der ignorante Medien-Mainstream wohl nur träumen können. So knüpft Orban an Nietzsches „Spätkultur Europa – ein Strom, der ans Ende will“ an, wenn er weiterdenkt: „Unsere schlimmsten Alpträume werden wahr. Der Westen fällt, während Europa nicht einmal bemerkt, dass es besetzt wird. In Westeuropa sind die alten, großen europäischen Nationen zu Einwanderungsländern geworden.“ Und Forster setzt noch eins drauf: „Trotziger als der österreichische Gutmenschen-Bundespräsident Van der Bellen kann man den kulturellen Selbsthass, gepaart mit Untergangssehnsucht, nicht mehr formulieren.“

Wohlüberlegt flicht der Autor in seine Analysen Zitate von Gustav Mahler, Oswald Spengler, Albert Einstein, Martin Luther („Auch Konzilien können irren“), Jan Hus, Galileo Galilei („Und sie bewegt sich doch“), Hildegard Knef („Brüllt ein Mann, ist er dynamisch. Brüllt eine Frau, ist sie hysterisch“), Thomas Bernhard, Ex-EU-Parlamentspräsident Martin Schulz („Was die Flüchtlinge uns bringen, ist wertvoller als Gold“), Henryk Broder („Die Deutschen leiden an Hitler wie andere an Schuppenflechte“), vom ehemaligen STASI-Schergen Erich Mielke, von Ulrike Meinhof, vom vietnamesischen Revolutionär Ho Chi Minh und vom einstigen chinesischen KP-Vorsitzenden Mao Zedong ein. Nicht fehlen darf natürlich Greta Thunberg „mit ihren Fridays-for-Future-Freizeit-Revolutionären, die zwei Generationen nach den 68er-Krakeelern denselben irr- und widersinnigen Wohlstandsüberdruss als Selbstmitleidhass gegen ihre eigene (Groß-)Elterngeneration auskotzen.“

Wenn Orbán richtigerweise behauptet: „Die meisten dieser Refjutschies gleichen eher Soldaten als Asylsuchenden“ und „Länder haben Grenzen. Was keine Grenzen hat, ist kein Land“, fällt Forster dazu ergänzend der deutsche Philosoph Rüdiger Safranski ein: „Unsere Flüchtlingspolitik unterliegt einem Denkfehler, denn gemäß heutiger Praxis wären zwei Drittel der Weltbevölkerung in Deutschland asylberechtigt“.

100 Jahre Trianon

Durch den 1920 in Kraft getretenen Friedensvertrag von Trianon verlor Ungarn drei Fünftel seines Staatsgebietes und mehr als 60 Prozent seiner Bevölkerung (vgl. auch Genius 2020-08 „Trianon – 100 Jahre angloamerikanische Geopolitik, 100 Jahre ungelöste Probleme in Europa“). Orbán kommentierte das Ereignis so: „Das Diktat war ein Todesurteil. Es gibt keine Nation, die einen solchen Blutzoll überlebt hat.“ Ausnahmsweise stimmten – so Forster – selbst linke Leitmedien dieser Aussage zu. Heute leben in den Trianon-Nachfolgestaaten ca. 2,4 Millionen Ungarn. Bei einer Gesamtbevölkerung Ungarns von ca. 9,8 Millionen entspricht das einem Fünftel. Die Neue Zürcher Zeitung beschreibt das jüngst in Budapest errichtete Trianon-Denkmal der nationalen Zusammengehörigkeit so: „Eine 100 Meter lange Steinrampe, vorbei an den Namen aller Ortschaften des einstigen Königreichs Ungarn, führt zum Ewigen Feuer herunter, das ein mächtiger Quader umgibt. Tiefe Risse stehen für Staaten, die seit 1920 auf dem Gebiet entstanden sind“ (Anm.: vergleichbare Mahnmale für verlorengegangene Landesteile und Ortschaften sucht man in Österreich und Deutschland vergebens). Ein derartiger überdimensionaler „Stolperstein“ passe aber, so Forster, „linken Politeliten“ überhaupt nicht: So orte der Spiegel hier, wo „überall anderswo die politische Neuordnung des Kontinents nur noch Gegenstand akademischer Diskussionen“ sei, „ungarische Reichsnostalgie, hinter der sich „ost-rassistischer Anti-Magyarismus“ verstecke.

Laut Forster wird den Ungarn in den Trianon-Nachfolgestaaten bis heute das Selbstbestimmungsrecht verwehrt. So dürften in der (Anm.: heute allerorten als bedrohte Musterdemokratie gehypten) Ukraine seit 2017 nationale Minderheitensprachen nur noch in der Grundschule unterrichtet werden. Danach ist, bis auf wenige Fächer, Ukrainisch die einzige Unterrichtssprache. Dasselbe gelte seit 2019 auch in öffentlichen Einrichtungen. Bei Zuwiderhandlung drohen Beamten, Lehrern, Ärzten und Anwälten hohe Geldstrafen. Einem von Forster ins Archiv geretteten „Welt“-Bericht zufolge bedrohte 2018 eine „Todesliste“ der ukrainischen Nationalistengruppe Mirotvorec 300&nsbp;ungarisch-ukrainische Funktionäre mit angeblicher „Doppelstaatsbürgerschaft“.

Über- und Untertreibungen

Wenn es gegen Orbán etwas zu melden gibt, stehen die Medien bis hin zum ORF willig bei Fuß, sei es, wenn es darum geht, die Teilnehmerzahl einer Demo gegen Orbán (14. April 2018) ins Unermessliche hinaufzumultiplizieren, oder darum, einen Monat später die Zahl der Pro-Orbán-Demonstranten anlässlich des ungarischen Nationalfeiertages herunterzuschwindeln. Als besonderen Orbán-Hasser und Faktenverdreher beim ORF entlarvt Forster an mehreren Stellen den Journalisten Paul Lendvai, aber auch ORF-Mann Ernst Gelegs wird als typischer Vertreter der Manipulationspresse entlarvt (inklusive dem von Gelegs häufig zitierten „regierungsunabhängigen“ Politologen Robert Laszlo, der eigentlich als „regierungsfeindlich“ bezeichnet werden müsste, zumal er als Mitglied des „Political Capital Instituts“ am finanziellen Tropf von NGOs, speziell dem George-Soros-Netzwerk der „Open Society Foundation“, hängt (vgl. auch Genius 2016-04 „NGOs als Handlanger von Geheimdiensten und Kriegstreibern“) …&nsbp;Auf einer Linie mit der österreichischen EU-Ministerin Karoline Edtstadler („30-Punkte-Plan gegen Antisemitismus“) und mit Oskar Deutsch, dem Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde, sieht Forster den ORF-Mann Lendvai übrigens immer wieder auch dann, wenn es um die Bedienung von abgedroschenen Antisemitismus-Verschwörungscodes geht. Während der Exil-Ungar Lendvai von Österreich aus die Ferndiagnose stellt, dass sich „in Ungarn die Juden wieder fürchten müssen“, trifft der ungarische Oberrabbiner Slomó Köves vor Ort die gegenteilige Feststellung, nämlich dass in Wirklichkeit „Ungarn der sicherste Ort für Juden in Europa“ ist. In der Anti-Orbán-Phalanx darf natürlich auch der sattsam bekannte Standard-Kolumnist Hans Rauscher nicht fehlen, von dem Forster für sein Buch ein Zitat ausgrub, wonach Orbán „die Institutionen des Staates mit einem kalten Putsch gleichgeschaltet“ habe und „faschistische und antisemitische Gruppierungen“ dulde.

Unbegründete EU-Skepsis?

Ob Orbáns bekannte EU-Skepsis begründet ist oder nicht, mag man u.&nsbp;a. auch an der in der EU geltenden Rechtfertigung der Tötung von Menschen, auf deutsch: der Todesstrafe, ermessen. Forster lässt dazu in seinem Buch die österreichisch-ungarische Menschenrechts-Anwältin Dr. Eva Maria Barki zu Wort kommen: „Wie sehr die Europäische Union elementare Grund- und Freiheitsrechte missachtet, zeigt sich in erschreckender Weise darin, dass die EU, was nach wie vor in ihrem Rechtsbestand enthalten ist, sowohl die Todesstrafe als auch das Recht zur Tötung von Menschen im Falle eines Aufstandes (EMRK Art.&nsbp;2 Abs.&nsbp;2 lit.&nsbp;c) akzeptiert.“ Ein eigentliches Problem und einen eigentlichen Skandal sieht Barki hier in der systematischen Missachtung fundamentaler Grundwerte der Bürger und Souveränitätsrechte der Staaten durch die Europäische Union. Ganz abgesehen davon, dass Orbán gegenüber Töne angeschlagen werden, die – wären sie beispielsweise aus dem Munde von FPÖ-Politikern gekommen – wohl zu internationalen Entrüstungsstürmen geführt hätten: Die stellvertretende EU-Parlamentspräsidentin Katharina Barley hatte wörtlich die „Aushungerung&nsbp;(!) von Ungarn und Polen“ verlangt. Der deutsche Außenminister Heiko Maas verfiel in Folter-Rhetorik: „Jetzt werden wir endlich ein sehr schmerzhaftes Instrument gegen Polen und Ungarn haben.“ Luxemburgs Außenminister J. Asselborn forderte, dass „der ungarische Krebstumor&nsbp;(!) endlich neutralisiert werden“ müsse.

Die Visegrád-4-Staaten

Forster zitiert Orbán aus einem NZZ-Interview: „Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie, spätestens aber mit der Sowjetisierung der mitteleuropäischen Gesellschaften nach 1945 zerbrach der Mythos Mitteleuropa vollständig. Allerdings verhinderte doch gerade die kommunistische Herrschaft das Eindringen der Postmoderne in diese Gesellschaften. Die Ideen des Multikulturalismus, des Genderismus und der Islamophilie sind in diesen Gesellschaften deshalb weitgehend fremd. Die Nihilisten, also z. B. Juncker, Verhofstadt und Schulz, sind in der Gesellschaft in der Minderheit, aber die europäische Elite haben sie schon lange okkupiert.“ Forster knüpft an diesen Hintergrund die Hoffnung, dass sich den mitteleuropäischen Gesellschaften so die Chance bietet, sich der Selbstzerstörung und des Untergangs Resteuropas zu entziehen. Laut Orbán verfügt keines der Visegrád-Länder über eine Kolonialvergangenheit im Sinne eines „Tätervolkes“: „Aus Brüssel wurden nur Kolonien verwaltet, aber wir waren weder Kolonie noch waren wir Kolonisatoren. Wir haben niemandem die Heimat weggenommen und wir werden unsere auch nicht verschenken.“ Orbán weiter: „Vor 27 Jahren glaubten wir, dass Europa unsere Zukunft ist. Im Augenblick sind wir es, die Europas Zukunft sind.“

Der neue Visegrád-4-Staatenbund wird für Forster künftig auch für andere Länder attraktiv. Potentielle Beitrittskandidaten seien Estland, Lettland und Litauen. Forster streckt, als in Ungarn niedergelassener Auslandsösterreicher, seine Hand auch in Richtung seiner Geburtsheimat aus: „Österreich wäre aus historischen, politischen, ökonomischen und geopolitischen Gründen ein prädestinierter Partner einer derartigen Föderation.“

Corona-Notstand – die herbeigesehnte Diktatur

Im Kapitel „Corona-Regime“ zieht Forster diesen Vergleich: Während in Ungarn die Corona-Maßnahmen „nonchalant, pragmatisch und in Eigenverantwortung umgesetzt“ wurden, sei in Österreich „verbissen Todesangst verbreitet“ worden, und in Schulen sei selbst Singen unter Strafandrohung verboten“ worden. Kurzum: Es hätten ein „nicht wegzudenkender Metternichscher k.u.k.-Untertanen-Gehorsam“ und eine „linke Blockwartmentalität“ um sich gegriffen, was den Autor an eine Stelle in Joseph Roths „Radetzkymarsch“ (1932) erinnert, wonach „Subordination die Pflicht des unbedingten Gehorsams, welchen jeder Untergebene seinem Vorgesetzten sowie auch jeder Niedere dem Höheren zu leisten schuldig ist, sobald diese die Befehlsgebung ergreifen“.

Am Höhepunkt der „Corona-Panic-demie“ habe sich der Faschismus-Alarmismus wie gewohnt auf das „Hassobjekt Orbán“ fokussiert: Forster meint, diese Hysterie lebe von einer sehnsüchtig am Köcheln gehaltenen Angst heraus, und zitiert die ARD: „Das Corona-Notstandspaket räumt die letzten Hindernisse auf dem Weg zu (Anm.: Orbáns) absoluter Macht aus dem Weg. Das Parlament ist kaltgestellt, Journalisten sind von Haftstrafen bedroht, Orbán kann per Dekret regieren – unbegrenzt. Er und seine Leute entscheiden, wann die Krise vorbei ist.“ Nur bei wenigen Publizisten, darunter bei Forster in seinem hier besprochenen Buch, kann man nachlesen, dass der damalige grüne österreichische Gesundheitsminister „allen Ernstes und ohne langes demokratisches Federlesen eine lupenreine krypto-diktatorische Verordnung erlassen habe, in der es wörtlich hieß: „Treffen in einem geschlossenen Raum, an dem mehr als fünf Personen teilnehmen, die nicht im selben Haushalt leben, sind untersagt.“ Inklusive Hausdurchsuchungen durch die Polizei ohne richterliche Anordnung. Forster entlarvt nicht ohne Sarkasmus „korrekte“ Journalisten, die offen zum „Prinzip des double standards“ stehen: „Quod licet Jupiter-Anschober non licet bovis-Orbán“ (frei übersetzt: Was der grüne Gesundheitsminister Anschober darf, ist noch lange nicht dem Orbán-Pöbel gestattet). Forster überführt auch Kenneth Roth, den Direktor des von Soros unterstützten „Human Rights Watch“, einer „inszenierten Fascho-Teufelsaustreibung“, indem er zitiert: „Unter dem Deckmantel des Corona-Virus übernahm Orbán die absolute Macht, was zum Höhepunkt jahrzehntelanger autoritärer Maßnahmen wurde.“ (Anm: In der Corona-Infektions-„Hitparade“ der „Statista“ lagen am 13. Mai 2022 Deutschland an vierter, Österreich an neunter und Ungarn an 28. Stelle).

Russlandkrieg vorausgeahnt

Geradezu visionär wirken Forsters Befürchtungen auf Seite 227 seines 2021 erschienenen Buches, in denen von „sich zunehmend verstärkenden Vorzeichen in Richtung eines militärischen Konfliktes gegen Russland“ die Rede ist: Nicht Russland wolle den Krieg, sondern die NATO bedrohe und provoziere Russland vor seinen Grenzen. Den Russen gebühre Dank, und es müsse als Wunder bezeichnet werden, dass sie sich nicht provozieren ließen, und dass der von Amerika gewünschte Krieg noch nicht ausgebrochen ist.

Ein Wunder, das, wie wir mittlerweile wissen, leider nicht Bestand haben sollte.

Der schon vor langem, damals noch nicht mit konventionellen, sondern mit noch gefährlicheren Mitteln begonnene Krieg gegen die Souveränität der Staaten und gegen die Selbstbestimmung der europäischen Völker und Nationen werde von der EU gemeinsam mit den USA geführt, unterstützt von der internationalen Finanzwelt und einem Netzwerk von NGOs. Das Kriegsziel sei nachlesbar in den vor 15 Jahren erschienenen Thomas-Barnett-Büchern „The Pentagon’s New Map“ bzw. „Blueprint for Action“ und bestehe – so EU-Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans – „in der Auslöschung der Nationalstaaten bis in den letzten Winkel der Erde“. Immerhin – so versucht Forster einen versöhnlichen, optimistischen Schluss – sei Ungarn auf gutem Wege, weil es erfolgreich den neoliberalen Strömungen widerstehe und seine Souveränität, seine Kultur sowie seine Identität verteidige.

Auch Orbán gewährt Forster trotz allem einen Funken von Optimismus, wenn er den Präsidenten wie folgt zitiert: „Der gute Soldat kämpft nicht aus dem Grund, weil er das hasst, was ihm gegenübersteht, sondern weil er das liebt, was hinter ihm steht, weil er Ungarn und die ungarischen Menschen liebt. Wir glauben weiterhin an die Kraft der Liebe, aber wir werden kämpfen mit einem Gegner, der anders ist als wir. Er versteckt sich, er ist nicht national, er ist international, er glaubt nicht an die Arbeit, sondern spekuliert mit Geld, er hat keine eigene Heimat, da er das Gefühl hat, die ganze Welt gehöre ihm. Doch am Ende haben immer wir gesiegt. Wir haben den Sultan mit seinen Janitscharen nach Hause geschickt, den habsburgischen Kaiser mit seinen Soldaten, die Sowjets mit ihren Genossen, und jetzt schicken wir auch Onkel Gyuri (Anm.: George Soros) zusammen mit seinem Netzwerk nach Hause.“

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