Die schöpferische Dynamik der Natur

Karl Sumereder

Seit jeher haben sich Philosophen und Theologen mit Fragen und Rätseln, was Gott, Natur, Energie, Ewigkeit und Unendlichkeit eigentlich seien, wie sie denkerisch restlos erfasst werden könnten, beschäftigt. Fragen und erstellte Begriffe, die sich für unser endliches Denken aber als schwierig zugänglich, schwer fassbar und mit unzureichend begreiflichen Antworten erweisen.

In meinem Aufsatz: „Ist die Natur ein Kunstwerk, eine Schöpfung?“ im Genius-Heft Nr. 3, 2006, Seiten 184–187, wurden Überlegungen zum Gottesbegriff dargestellt. Es wurde dargelegt, dass renommierte Naturwissenschafter, wie die Nobelpreisträger Max Planck, Pascual Jordan, John C. Eccles, Bruno Vollmert, Albert Einstein, Werner Heisenberg, die Auffassung vertreten, dass alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse – vom Urknall bis zur Quantenphysik – einem Natur-Schöpfungsglauben nicht entgegenstehen.

Ein komplexes Geschehen

  • Ordnung ist die Verbindung des Vielen nach einer Regel. – Immanuel Kant

Mit Begriffen Natur und Energie wird Vorhandenes, etwas nicht von uns Menschen Geschaffenes, umschrieben. Im Gegensatz dazu steht die von Menschen geschaffene und gestaltete Kultur. Der Begriff Natur wird aber unterschiedlich und in widersprechenden Bedeutungen verwendet.

Das Naturgeschehen ist in einem von uns unerfassbaren „Energie-Plasma-Komplex“ beinhaltet; aufgetaucht, so wird theoretisiert, im Zuge eines „Urknalls“ in Mikrosekunden, mit Elementarpartikeln, physikalischen Gesetzen, Raum und Zeit und einer Ordnung. Alles Naturgeschehen beruhe auf „energetischen kosmischen Feldern“.

Das „Feld“ als Begriff der Physik ist definiert als die Gesamtheit der Werte einer physikalischen Größe, die Raumpunkten zugeordnet werden, ohne dass dort ein materieller Träger vorhanden sein muss.[1]

In unserem Alltag wird unterschieden zwischen „belebter Natur“ wie Mikroben, Moosen, Flechten, Pflanzen, Tieren und Menschen, und „unbelebter Natur“ wie Elementarteilchen, Atomen, Molekülen, Gasen, Flüssigkeiten, Steinen.

Die Schöpfung, eine Sprache in Bildern

Ein Problem ergibt sich, wie Unerfassbares intuitiv vermittelt werden kann. Indirekt geschieht dies naturwissenschaftlich durch verschiedene Begriffe, Formeln, Zeichen, Symbole und Metaphern. Beispielsweise hat der Kardinal und später auch Bischof von Brixen, Nikolaus von Kues, lateinisch: Cusanus (1401–1464), auf das Problem hingewiesen, zu versuchen, etwas mit dem Verstand zu erfassen, was außerhalb des Verstandes liegen müsse, wenn es die Qualität von Göttlichem und nicht die eines Götzen haben solle.

Die Natur ist philosophisch nicht als ein Wesen, sondern als ein Prinzip, als Substanz, ist abstrakt zu denken. Alles ist ein Anteil der Natur. Die Natur selbst kann aber nicht mit unserem sinnlichen und denkerischen Kopf erfasst werden. Wenn wir die Natur, die „Energiefelder“, beschreiben, müssen wir uns mit Vereinfachungen zufriedengeben.

  • Die Natur ist unbestreitbar sehr lobenswert und sehr ehrwürdig, aber sie hat schandbare Kinder. – Voltaire

Ein Beschreibungsversuch

Gemäß den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen ist alles irdische Geschehen von Naturgesetzen, einer Ordnung, Regeln und Zufällen umfasst. Die Zufallsereignisse sind sprunghafte, nicht unmittelbar begründbare, nicht kalkulierbare Veränderungen, wie genetische Mutationen oder der radioaktive Zerfall. Zufall bedeutet, dass wir das Geschehen nicht ausreichend begreifen können.

Gäbe es keine Meteore, Asteroiden, Planeten, Sonnen, nichts Lebendiges, ergäbe der Begriff Zufall keinen Sinn. Freilich könnten in einem völlig „leblosen“ Universum Gesetze der Chaostheorie oder der Quantentheorie denkerisch maßgeblich sein. Die gesamte Evolution beruht auf unzähligen zufälligen Ereignissen. Die langsamen oder spontanen Veränderungen, die sich im Zufallsspiel des Lebendigen, zwischen Genen, Zellen, Lebewesen und der Umwelt ergeben, sind jedoch keine Zufallsprodukte, sondern unvermeidlich. Der Zufall ist keine Eigenschaft der Natur, sondern eine Kategorie in unserem Kopf.[2]

Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war es eine Lehr- und Glaubensmeinung, dass wir Menschen die Krone der Schöpfung seien. Oder, beispielsweise, dass Raum und Zeit zwei selbstständige universell gültige Strukturen seien; oder dass Materie und Energie etwas Verschiedenes seien, oder dass wir Naturvorgänge genau bestimmen können. Seit Charles Robert Darwin (Evolutionstheorie), seit Albert Einstein (Relativitätstheorie) und seit der im Anfang des abgelaufenen Jahrhunderts entwickelten Quantenphysik wissen wir, dass dem nicht so ist.

Die Physik kennt vier fundamentale Grundkräfte: die Gravitation, den Elektromagnetismus, die starke und die schwache Kernkraft. Alle vier lassen sich mathematisch beschreiben. Dadurch erklären sie manches, aber nicht alles, was wir beobachten können.

Gemäß der Relativitätstheorie wird die Entwicklung des Universums seit dem „Urknall“ von unveränderlichen Naturkonstanten, der Gravitationskonstante, der Feinstrukturkonstante, dem Masseverhältnis von Elektron zu Proton und der Lichtgeschwindigkeit gesteuert. Für das Licht hat jede räumliche und zeitliche Distanz den Wert Null. Raum und Zeit wurden durch Albert Einstein zur „Raumzeit“ verbunden. Ein absoluter Raum und eine absolute Zeit sind seither Illusionen.

  • In welcher Weise die Geisteskräfte sich zuerst in den niedersten Organismen entwickelten, ist eine ebenso hoffnungslose Untersuchung als die, wie das Leben seinen Anfang nahm. – Charles Darwin

Der griechische Philosoph Aristoteles (384–322 v. u. Z.) wird als Begründer der Biologie, der Lehre vom Leben, angesehen. Er hat gesammelt, beobachtet, beschrieben und als einer der

Ersten Lebenstheorien erstellt. In der griechischen Philosophie wird „Leben“ durch die Termini „bios“ und „zoe“ bezeichnet. Bios bezieht sich mehr auf die menschliche Welt, die Lebensläufe und die Lebensweisen. Zoe bezeichnet das Leben im Allgemeinen, also jenes von Pflanzen, Fischen, Landtieren, Menschen.

Energon-Theorie

In der vom Zoologen Hans Hass (1919–2013) entwickelten Energon-Theorie (Energone = energieaufnehmende Systeme) stellte er eine neue Sichtweise der Welt dar, die aufgrund von physikalischen Gegebenheiten allgemeine Gesetzmäßigkeiten für alle Entwicklungsformen aufzeigt und sie von der Biologie ausgehend mit einbezieht (Die Theorie wurde aber von den akademischen Wissenschaften nicht rezipiert und gilt als pseudowissenschaftlich).

Auf einschlägige Meinungen der Philosophen Platon, Demokrit, Aristoteles, Plotin, Cusanus oder Descartes zum Themenkomplex Leben und Natur kann hier nicht weiter eingegangen werden.[3] Bezüglich der Überlegungen des Philosophen Baruch de Spinoza siehe später!

Alle Lebewesen auf unserem Planeten besitzen einen zellulären Aufbau und unterstehen mechanischen Gesetzen der physischen Natur. Jedes Seiende erklärt sich aus der Abfolge kausal wirkender kontingenter Ursachen.

Lebewesen bestehen aus Molekülen, die aus Atomen verschiedener Elemente zusammengesetzt sind. Allen voran Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff. Deren Strukturen bestimmen die Art und Weise, wie sie mit anderen Molekülen kommunizieren. Zellen sind die kleinsten Einheiten des Lebendigen. Sie enthalten sowohl Gene als auch Bausteine und Enzyme, sie zu vermehren. Die Desoxyribonukleinsäure (DNA) per se ist eine chemische Substanz. Sie ist aber mehr als bloß ein großes Molekül. Die DNA (ein einzelner Abschnitt davon ist ein Gen) ist wegen ihrer chemischen Natur ein Speicher für Information. Diese Eigenschaft ist es, die das Phänomen Leben, das Geschehen in der Biologie, prägt.

Alle Lebewesen sind leibgebunden und sind ein Teil der Natur. Sie hängen in ihrer konkreten Existenz von ihrer Umwelt, ihren äußeren Umständen ab.

Die Autorin Regine Kather („Was ist Leben?“, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2003) schildert zum Beispiel eingehend, dass sich lebende Systeme nur durch den Austausch von Energien mit ihrer Umwelt entwickeln und erhalten können. Dass Lebendiges, seit es auf unserem Planeten aufgetaucht ist, in eine ungeheure Vielfalt von Arten und Gattungen, die zu einem Großteil wieder verschwunden sind, aufgefächert wurde.

Lebensformen bevölkern die Luft und das Wasser, die Erdoberfläche, dunkle Höhlen ohne Sonnenlicht, oder finden sich an heißen Quellen in der Tiefsee. Durch die Anpassung an die natürliche Umwelt hat jede Lebensart im Verlauf der Zeit besondere Eigenschaften und Fähigkeiten ausgebildet, oder sie ist ausgestorben. Kather stellt sich die Fragen, was es bedeute, lebendig zu sein, wodurch sich lebende von toten Dingen unterscheiden? Oder ob man der Vielfalt des Lebendigen gerecht wird, wenn man dieses nur durch Stoffwechsel, Selbstreproduktion und Mutagenität bestimmt.

Die Evolution, der Entwicklungsprozess für das Lebendige

Der Vorgang, der auf unserem Planeten zur Entstehung auch der heute noch vorhandenen und bekannten Lebensformen führte, wird durch die Naturwissenschaften in drei Phasen eingeteilt:

  • Die chemische Evolution
    Auf den Aufbau von Makromolekülen aus einfachen Elementen wurde bereits kurz hingewiesen. Die „Urstrahlung“ ist die Energiequelle, durch die sich die in der „Ur-Atmosphäre“ auf der Erde enthaltenen Gase zu größeren Molekülen verbinden konnten. Molekülarten sanken unter die Oberfläche der Ur-Meere und reicherten sich dort an. Die Ur-Strahlung bewirkte die Dissoziation des Wassers, wodurch der freigesetzte Sauerstoff in die oberen Schichten der Atmosphäre aufstieg und allmählich einen Filter gegen die lebensfeindliche Ur-Strahlung bildete. Damit war vor Jahrmilliarden eine Situation gegeben, welche die Herausbildung von Nukleinsäuren und Proteinen stärker begünstigte als die anderer Moleküle.
  • Eine Selbstorganisation
    Der Übergang vom Unbelebten zum Belebten erfolgte durch eine, so wird es uns erklärt, natürliche Selbstorganisation der Formen. Diese Phase der Evolution beschrieben der Nobelpreisträger für Chemie Manfred Eigen und der Chemiker und Gasforscher Friedrich Cramer mit der Theorie vom Hyperzyklus („Chaos und Ordnung“, Insel-Verlag, 1988). Diese Theorie ist ein Modell, welches das Entstehen genetischer Information und damit den Übergang zum Leben naturgesetzlich erklärt. Die Evolution des Lebens wird als ein zwangsläufiger Prozess beschrieben. Die Selbstorganisation ist eine Systemeigenschaft. Unter bestimmten Bedingungen organisiert sich ein System hohen Komplexitätsgrades selbst.
    Gemäß der Hyperzyklustheorie wird erklärt, wie sich aus der präbiotischen Evolution wegen einer der Materie immanenten Tendenz die Fähigkeit zur Selbstreproduktion und Mutagenität biologischer Systeme entwickelt hat. Wissenschaftlich ist es nicht möglich, einen Ansatz für eine Macht zu sehen, die lenkend in den Fulgurationsprozess eingreift. Dass wissenschaftliche Gottesbeweise nicht möglich sind, hat aber schon Immanuel Kant (1724–1804) dargelegt.
  • Der Darwinismus
    Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ging man davon aus, dass die einzelnen Arten im Lauf der Erdgeschichte unverändert geblieben und keine neuen hinzugekommen seien.
    Für den Mediziner, Zoologen und Philosophen Ernst Haeckel („Generelle morphologische Organismen“, 1866, und die „Natürliche Schöpfungsgeschichte“, 1868) wurde der Begriff Evolution zu einem Schlüssel zur Erklärung aller Lebensphänomene. Die Evolution sei eine „mathematische Natur-Notwendigkeit“.
    Mit Charles Robert Darwin (1809–1882) vollzog sich die Beschränkung von Leben auf das biologische Überleben, das nur durch optimale Anpassung an die sich ständig verändernden Umweltbedingungen und einen aus Konkurrenz erfolgenden Kampf gegen andere Lebewesen oder eine Kooperation gesichert werden kann. Darwin begründete auf Grund seiner empirischen Studien die Evolutionsbiologie. Unter biologischer Perspektive wurde eine Minimalbestimmung von Leben entwickelt, die für Bakterien genauso gilt wie für höhere Lebewesen. Im Unterschied zu vielen physikalischen Systemen sind alle Lebewesen „offene Systeme“, die sich nur durch den Austausch von Energie und Information mit der Umwelt erhalten. Die biologische Formenvielfalt erklärt sich durch das Zusammenspiel von Zufall und naturgesetzlicher Notwendigkeit. Gemäß Darwin entstanden im Übergang zur Gattung Mensch keine grundlegend neuen Fähigkeiten. Die Unterschiede zu anderen Lebewesen seien quantitativ. Umgekehrt bedeutete dies, dass alle Lebewesen, wie rudimentär auch immer, eine „Innenwelt“ besitzen.

Natur = Gott

  • „I belief in Spinozas God, who reveals himself in the lawful harmony of the world, not in a God who concerns himself with the fate and the doings of mankind.” – Albert Einstein

Der Pantheismus ist eine sehr alte Lehre, die auf die Vorsokratiker zurückgeht. Sie nahmen als die Substanz aller Dinge einen Urstoff an. Diese Lehre wurde vom niederländischen Philosophen Baruch de Spinoza (1632–1677) und von Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646–1716) weiterentwickelt. Spinoza hat die Formel geprägt: „Deus sive natura“, die Natur selbst ist Gott. Alle Dinge seien beseelt. Materie und Geist seien Außen- und Innenseiten, seien Eigenschaften ein und derselben Substanz an sich. Baruch de Spinoza entwickelte zwar keine Naturphilosophie im engeren Sinne, er führte aber einen Begriff in die Philosophie ein, der bis in die Gegenwart für die Bestimmung von Leben geblieben ist, nämlich in seinem Werk „Ethik“ das Streben nach Selbsterhaltung. Damit löste er das teleologische, an der Entfaltung des Wesens des Lebens und der Überschreitung in ein transzendentes Sein orientierte Denken der Antike ab.

Schon vor Charles Darwin bestimmte Spinoza das Leben durch das natürliche Streben, sich selbst zu erhalten. In den Propositionen 1–15 seines Werkes „Ethik“ hielt Spinoza fest, dass die Natur = Gott eine unendliche, substanziell in ihren Eigenschaften konstante, einheitliche und zeitlose Substanz sei. Eine Substanz, die aus unendlich vielen Attributen besteht.

Aus der Substanz „natura naturans“ (schöpferische Natur) folgt Unendlichkeit auf unterschiedliche Weise. Die „natura naturate“ (geschaffene Natur) nehmen wir als Erscheinungen wahr. Da gemäß Spinoza die Substanz als solche weder Intelligenz noch Willen besitzt, gibt es keine Vorsehung, keinen Heilsplan. Da die Substanz Ursache ihrer selbst ist, gibt es auch kein blindes Verhängnis.

Diese Theorie von einem unpersönlichen Gott, von einer sich selbst verursachenden Natur, wurde massiv kritisiert. Die Philosophie Spinozas fand aber ein Jahrhundert später bei Denkern wie Lessing, Herder oder Goethe auch Anerkennung.

Der Philosoph Sir Karl R. Popper (1902–1994) gibt die intellektuelle Anziehungskraft der monistischen Theorie Spinozas zu.[4] Popper meint, dass eine Form des Monismus eines Tages annehmbar werden könnte, wenn auch nicht wahrscheinlich.

Ein Fazit

  • Wohl ist alles in der Natur Wechsel, aber hinter dem Wechselnden ruht ein Ewiges. – J. W. von Goethe

Am Anfang war das Licht. Die Frage nach der Natur der Lichtenergie stand am Beginn der Quantenphysik in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts. Seit Max Planck und Albert Einstein gilt: Licht hat sowohl Wellen- als auch Teilcheneigenschaften. Das ist insofern paradox, als sich die Konzepte von Welle und Teilchen teilweise widersprechen. Wellen sind im Raum ausgedehnt, Teilchen hingegen an einem Ort lokalisiert. Wie sich herausgestellt hat, weist aber nicht nur Licht eine Doppelnatur auf, sondern auch massive Teilchen wie Elektronen oder Moleküle tun das. Dies sprengt unsere Vorstellungskraft. Diese Doppelnatur läuft unserer Intuition zuwider.

Die Experimente zeigen, dass die Natur wirklich für uns kontraintuitiv ist. Der Grund liegt darin, dass wir die Welt nicht so wahrnehmen, wie sie auf fundamentaler Ebene funktioniert. Unsere Intuition speist sich aus den Erfahrungen, die wir in unserer Alltagswelt machen. Doch die spielt sich nicht in der Größenordnung von Atomen ab. Die quantenphysikalischen Prozesse, die wir dort mit immer besseren Hilfsmitteln beobachten können, muten für unsere Begriffe sehr merkwürdig an. Das beginnt damit, dass das Prinzip von Ursache und Wirkung im Mikrokosmos an seine Grenzen stößt. Das Verhalten einzelner Teilchen ist nicht logisch vorhersagbar, sondern nur mittels statistischer Wahrscheinlichkeiten.

Seit dem 19. Jahrhundert sind Begriffe wie Chaos und Ordnung der Natur, als notwendige Bedingung des Lebendigen, explizit in den Blick geraten. Die Natur wird als die Lebensgrundlage angesehen. Die Eigendynamik der Natur wird seither respektiert. Dies setzt unseren Plänen und Zielen, dem was für uns machbar ist, als Anteilige an der Natur Grenzen.

Das Prinzip Natur evolviert, bringt Neues hervor, bewirkt – nicht so leicht zu begreifen – mittels uns Dinge, Gesetze, Regeln sowie Beziehungen. Die Natur ist, so kann man sagen, gemäß ihrer Struktur allumfassend und schöpferisch. „Natur – Energie“ kann als das Wesentliche des Seins und des Daseins verstanden werden, als das Alpha und das Omega, als das Erste und das Letzte. Gemäß dem Energieerhaltungssatz, den Hermann von Helmholtz 1847 formulierte und der seither nie widerlegt worden ist, gilt, dass physikalische Energien in andere Energieformen umgewandelt werden können, dass sie jedoch nicht vernichtet werden können. Vorstellbar ist, dass unsere Lebensenergie in ein Meer kosmischer Energie mündet, aus dem heraus neue (Lebens)Formen mit Energie erfüllt werden. Das Nichts wird, so gesehen, zu einem für uns unbegreiflichen Nichts, einem Nirvana.

Alles Sein ist ein großes Rätsel. Die Erlangung eines absoluten Wissens darüber ist uns, sind wir damit zunächst auch zufrieden, nicht möglich. Aber diesen Befund finden wir auf die Dauer langweilig. So ist stetiges weiteres Nachdenken durchaus erlaubt.

Anmerkungen

[1] Siehe dazu auch das Genius-Lesestück „Alles beruht auf Energie – das Um und Auf von jeglichem Geschehen“, November/Dezember 2014. Ebenso die Abhandlung: „Energie“ in: „Geborgen im Sein, gereimte Gedanken“, von Gerulf Stix: xlibri.de, ISBN 9768-3-940190-89-5.)

[2] Siehe dazu auch das Essay: „Der Zufall in der Quantenphysik“, Genius-Brief Juli–August 2017) .

[3] Verwiesen sei auf das Genius-Lesestück Nr.7 im Genius-Brief März/April 2017: „Mythos-Wissenschaft-Philosophie“, gemäß welcher Buchbesprechung jetzt auf den Band 2 des Gesamtwerkes des Genius-Autors Hans-Joachim Schönknecht aufmerksam gemacht wird.

[4] Karl R. Popper, John Eccles: „Das Ich und sein Gehirn“, Piper, 1982, Seite 249.

Bildquelle:

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